Rennwichtel unter Strom
Abarth steigt ins Elektro-Zeitalter ein und bringt eine eigene Variante des Fiat 500e. Gleichzeitig überrascht Abarth mit seinem ersten SUV, das allerdings nicht nach Europa kommt.
Er ist eindeutig als Fiat 500 zu erkennen. Und wegen des fehlenden Auspuffs am Heck muss es sich ebenfalls eindeutig um die Elektrovariante 500e handeln. Das bestätigt auch die geschlossene Frontpartie anstelle eines Kühlergrills. Doch dann fällt der stolze Abarth-Schriftzug unter der Fuge der Motorhaube ins Auge – also ein Elektro-Abarth? Tatsächlich – Fiats Sportabteilung hat sich nun auch an einem Modell mit Batterieantrieb versucht. Herausgekommen ist eine spannende wie spassige kleine Kiste.
Die Technik des Abarth 500e gleicht der seines Genspenders. Seine Batterie hat ebenfalls eine Kapazität von 42 kWh – der Fiat kommt damit nach WLTP etwa 320 Kilometer weit, der Abarth wird wohl etwas kürzertreten müssen. Denn der Sportlichkeit zuliebe leistet der E-Motor mit seinen 113 kW/154 PS beachtliche 26 kW/36 PS mehr. Und Power kostet Reichweite, deshalb wird der Elektrozwerg bei 160 km/h abgeregelt.
Spurtvermögen soll überzeugen
Um die traditionelle Abarth-Kundschaft ins Stromlager zu holen, lockt der Hersteller mit Beschleunigungsdaten: Der 500e spurtet im Vergleich zum Abarth 695 mit Benziner doppelt so schnell von 20 auf 40 km/h. Beim Beschleunigen von 40 auf 60 km/h, zum Beispiel aus Haarnadelkurven heraus, braucht der Neuling nur 1,5 Sekunden und hängt dabei sein Pendant deutlich ab. Aus dem Stand ist der E-Abarth nach 7 Sekunden auf 100 km/h, nur 1,1 Sekunden hinter dem stärksten 695.
Für den Tribut an die leistungshungrige Abarth-Gemeinde sorgt eine behutsame Verlängerung des Radstandes und der Spurweite. Das ist mit blossen Augen kaum zu erkennen, ist aber hilfreich beim Betrachten des Gesamtbilds. Der Auftritt ist in Anbetracht der Grösse eindrücklich. Das gilt auch für eine wichtige Disziplin, die seit jeher mit der Marke verbunden ist: Abarths sind und waren stets echte Knallbonbons, bezogen auf die Geräuschentwicklung der hochdrehenden Motoren. Eine derartige Akustik bietet auch das E-Modell. Abarth-Chef Olivier Francois nennt den Sound seiner Fahrzeuge eine «legendäre Signatur der Marke». Deshalb werden die neuen Insassen trotz des Fehlens eines hochdrehenden Benziners beim Schalten mit künstlich erzeugtem Gebrüll beschallt. Der Sound kann aber auch abgeschaltet werden.
Gitarren- statt Motorenklang
Um in der Stadt wahrgenommen zu werden, spendieren die Tontechniker dem neuen Modell zudem ein weiteres Highlight. Machen andere E-Autos die Passanten etwa durch ein simuliertes Motorengeräusch auf sich aufmerksam, ertönt im 500e der Sound einer Gitarre. Laut der Marketing-Profis soll das die «unkonventionelle Seele jedes Auto mit dem Skorpion-Logo» widerspiegeln. Na ja. Dazu kommen diverse optische Elemente, die nur die E-Version hat. Um die Fähigkeiten des neuen Antriebs auszukosten, können künftige Besitzer aus drei Fahrprogrammen wählen. Sie dienen der Stromersparnis, dem Ausreizen der vollen Kraft ohne Rücksicht auf den Batteriestand oder einer mehr oder weniger starken Wirkung beim Rekuperieren.
Das Sondermodell 500e Scorpionissima, ein voll ausgestattetes, auf 1949 Stück limitiertes Einführungsmodell, ist vor allem für die 160’000 Mitglieder des eingetragenen Fanclubs reserviert. Die Preise sollen zwischen rund 43’000 und 46’000 Euro liegen, Schweizer Preise sind noch keine bekannt. Später sollen dann günstigere Varianten bestellbar sein.
Derzeit nicht nach Europa wird wohl eine weitere Abarth-Neuheit kommen. Der Pulse ist das erste SUV der Marke und vom gleichnamigen, nur in Brasilien erhältlichen Fiat abgeleitet, der seinerseits Ähnlichkeiten mit dem Jeep Renegade aufweist. Der Pulse soll einen 1,3-Liter-Benziner bekommen und in der Abarth-Variante bis zu 215 km/h schnell sein.
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