Demütigung für Putin: Propaganda geht offenbar nach hinten los
Demütigung für Putin: Propaganda geht offenbar nach hinten los
Wladimir Putin zelebrierte unter der Woche den Sieg der Sowjetunion über Hitler-Deutschland und zeigte, wohin sich seine Propaganda-Maschinerie bewegt. Die Reaktion aus der Ukraine dürfte ihm missfallen.
München/Kiew - 80 Jahre nach der Schlacht um Stalingrad tobt in Europa wieder ein Krieg. Wieder ist es eine Gewalteskalation, die Tausenden Menschen das Leben kostet und unzählige vertreibt. Wladimir Putin, der nur noch wenig reist, nutzte den Jahrestag zu seiner ganz eigenen Schlacht: der, der Propaganda.
Der Kreml-Chef, der Experten zufolge auch im Inland vermehrt unter Druck gerät, nahm das Jubiläum des sowjetischen Sieges über Hitler-Deutschland im Winter 1942/43 wenig überraschend zum Anlass, den Ukraine-Krieg zu rechtfertigen. In welche Richtung seine Propaganda-Maschinerie läuft, war dabei eindrucksvoll zu beobachten. Sie zielt auf das neue Deutschland unter Kanzler Olaf Scholz. „Unglaublich aber wahr, wir werden wieder von deutschen Panzern bedroht, die Kreuze tragen“, zieht Putin nach der Zusage Deutschlands für Leopard-Panzer an die Ukraine den Vergleich zum Dritten Reich.
Putins Propaganda-Schlacht gegen Deutschland und die Ukraine
„Heute müssen wir leider feststellen, dass die Ideologie des Nationalsozialismus in ihrem modernen Gewand, in ihrer modernen Ausprägung, erneut eine direkte Bedrohung für die Sicherheit unseres Landes darstellt. Immer wieder sind wir gezwungen, die Aggression des kollektiven Westens abzuwehren“, lautet Putins Version im heutigen Wolgograd.
Als Nazi-Abschaum, wird Scholz im russischen Fernsehen bezeichnet, inklusive der Drohung, Berlin werde zerstört, wenn Deutschland weiter Waffen an Ukraine liefere. „Wir haben etwas, womit wir antworten. Und mit der Anwendung von Panzertechnik ist die Sache nicht erledigt. Das sollte jeder verstehen“, sagte der russische Präsident weiter. (Wie viele Bundeswehr-Eurofighter den deutschen Luftraum schützen)
Ukrainer reagieren mit Spott: Putins Propaganda geht offenbar nach hinten los
Katrin Eigendorf, ZDF-Korrespondentin in Kiew, erklärte im „heute journal“ am 2. Februar: „Dass Putin die Geschichte missbraucht, um den Angriffskrieg zu rechtfertigen, das ist nichts Neues.“ Selbst ukrainische Parlamentarier würden sehen: Putin führe das, was Hitler gemacht hat, jetzt gegen die Ukraine durch. In den sozialen Netzwerken finde man sogar gewissen Spott gegenüber Putin, so Eigendorf. „Man nimmt diese Haltung, die er verkörpert, in Teilen der Bevölkerung gar nicht mehr wirklich ernst. Ein wichtiges Thema war die Jubiläumsfeier in Wolgograd nicht in Kiew“, sagt sie am Tag, an dem EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Kiew besuchte.
Putins Propaganda geht offenbar nach hinten los. Eine Demütigung für den russischen Präsidenten, der, nicht erst seit Beginn des Krieges, die ukrainische Bevölkerung von der Entnazifizierung ihrer eigenen Regierung zu überzeugen versucht. Er bleibt weiter ohne Erfolg.
Jahrestag im Russland-Ukraine-Krieg: Verteidigungsminister fürchtet Putins
Die Aggression Putins und seiner Armee müssen die Ukrainer jedoch weiter fürchten. Verteidigungsminister Oleksij Resnikow rechnet etwa damit, dass Russland am 24. Februar - dem ersten Jahrestag des Krieges - „etwas versuchen“ wird. Moskau habe „fast 500.000 Soldaten“ in Vorbereitung auf einen bevorstehenden Angriff zusammengezogen, der nach Angaben des Ministers an zwei Fronten stattfinden könnte: Im Osten sowie im Süden des Donbass – die Region umfasst die beiden von Russland annektierten Oblaste Luhansk und Donezk.
Das ukrainische Militär werde sich auf eine Gegenoffensive vorbereiten, hieß es weiter. Und: Die Ukraine dürfe auf dem Schlachtfeld „nicht die Initiative verlieren“. Das Institute for the Study of War (ISW) geht in einem aktuellen Bericht ebenfalls davon aus, dass die russische Armee versuchen wird, Donezk und Luhansk vollständig einzunehmen.
Auch am Samstag kam es zu heftigen Angriffen auf die Ukraine. Um nach wochenlangen vergeblichen Vorstößen bei der Besetzung des Donbas voranzukommen, hat das russische Militär einem ukrainischen Lagebericht zufolge am Samstag an zahlreichen Kriegsfronten neu gruppiert und seine Offensivaktionen ausgeweitet. 80 Jahre nach der schlimmsten Schlacht im Zweiten Weltkrieg scheint kein Ende des russischen Angriffskriegs in der Ukraine in Sicht.