Shanghai: Coronainfektionen steigen trotz Lockdowns
Verfehlt der Lockdown seine Wirkung? In der chinesischen Hafenstadt Shanghai klettert die Zahl der Coronainfizierten weiter. Der Unmut unter den 26 Millionen Einwohnern der Metropole wächst offenbar.
Trotz des strengen Lockdowns in Shanghai steigt die Zahl der Coronainfektionen in der ostchinesischen Hafenstadt weiter an. Die Behörden berichteten am Mittwoch von 26.330 gemeldeten neuen Ansteckungen am Vortag – ein neuer Höchststand.
Die große Mehrheit der Fälle ist asymptomatisch. Shanghai steht im Mittelpunkt der größten Corona-Welle in China seit Beginn der Pandemie vor mehr als zwei Jahren. Landesweit wurden knapp 28.000 Fälle gezählt, die meisten davon in Shanghai.
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Video: Steigende Infektionszahlen: Shanghai führt überraschenden Lockdown ein (KameraOne)

Trotz der Ankündigung schrittweiser Lockerungen zu Beginn der Woche ist die große Mehrheit der Bewohnerinnen und Bewohner weiter von Ausgangssperren betroffen. In der Metropole leben 26 Millionen Menschen. Die Stadtregierung untersagte am Mittwoch auch privaten Verkehr auf den Straßen. Das Verbot gilt auch für diejenigen, die ihre Wohnungen wieder verlassen durften.
Die meisten Geschäfte sind unverändert geschlossen. Die Werke von Volkswagen standen in Shanghai wie auch in Changchun in Nordostchina weiter still.
Umfang der Lockerungen unklar
Zwar sollten die Ausgangssperren in Wohngebieten aufgehoben werden, in denen es in den vergangenen zwei Wochen keine Infektion gegeben hatte. Dennoch gibt es Aufforderungen der Nachbarschaftskomitees oder Hausverwaltungen an Bewohner, ihre Apartments oder die Wohnanlagen aus Vorsicht trotzdem nicht zu verlassen. So war unklar, wie viele Menschen überhaupt von den Lockerungen profitieren.
In dem Wirtschafts- und Finanzzentrum Chinas herrscht zunehmend Unmut über unzureichende Lieferungen von Nahrungsmitteln, über Probleme mit medizinischer Versorgung oder die Trennung infizierter Kinder von ihren Eltern wegen Quarantäne. Es gibt außerdem Klagen über Hunger isolierter Bewohner und unbestätigte Berichte über Todesfälle von Patienten, die wegen anderer Erkrankungen als Covid-19 nicht schnell genug zur Behandlung ins Krankenhaus kommen können.
Das bevölkerungsreichste Land der Welt hat seit zwei Jahren eine strenge Null-Covid-Strategie verfolgt. Die strikten Maßnahmen wie Ausgangssperren, Massentests, Zwangsquarantäne und Abschottung zum Ausland haben aber bei der sich schnell verbreitenden Omikron-Variante BA.2 an Wirksamkeit verloren. In Shanghai sind derzeit Zehntausende unter teils schwierigen Umständen in provisorischen Quarantäne-Lagern untergebracht.