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Diese Fakes kursieren zum Ukraine-Krieg

DW-Logo DW 11.04.2022 Kathrin Wesolowski

Manipulierte Fotos, Falschaussagen, staatliche Propaganda und sogar Deepfake-Videos: Nicht alles, was wir zum Krieg zwischen Russland und der Ukraine sehen, ist echt. Wir zeigen die Fakes - und wie man sie durchschaut.

Provided by Deutsche Welle © Vadim Ghirda/AP Photo/picture alliance Provided by Deutsche Welle

Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar tobt ein doppelter Krieg: auf dem Schlachtfeld und im Netz. Dieser Informationskrieg um die Deutungshoheit wird mit unterschiedlichen Mitteln ausgefochten. Das DW-Faktencheck-Team zeigt hier einige Fakes, Falschbehauptungen und Propaganda - und was tatsächlich dahintersteckt.

Hinweis: Dieser Artikel wird fortlaufend aktualisiert.

Keine Leichen auf den Straßen Butschas?

Behauptung: Die russische Regierung behauptet, es habe keine Leichen auf den Straßen Butschas gegeben, als die russische Armee den Ort am 30. März verlassen habe.

DW-Faktencheck: Falsch.

Unser Faktencheckvideo zu Butscha zeigt, dass die Behauptung falsch ist. Wie Satellitenaufnahmen und Augenzeugenberichte darlegen, befanden sich bereits im März Tote auf den Straßen Butschas.

Doch, Russland bombardiert Städte in der Ukraine

Behauptung: Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Marija Sacharowa, behauptet, dass Russland in der Ukraine keine Städte bombardiere. Bilder, die dies zeigen, seien manipulierte Videos aus NATO-Ländern.

DW-Faktencheck: Falsch.

Vielfach wurde bereits dokumentiert, dass Russland auch Städte und Zivilisten in der Ukraine angreift. Unser Faktencheckvideo zeigt Beispiele. Die Recherche-Plattform Bellingcat dokumentiert Angriffe auf die Zivilbevölkerung. Die Vereinten Nationen berichten zudem fortlaufend über zivile Opfer des Ukraine-Krieges.

Nein, in Euskirchen wurde kein Russe von Ukrainern ermordet

Eine Behauptung über einen angeblichen Mord in Euskirchen ging viral © Twitter.com Eine Behauptung über einen angeblichen Mord in Euskirchen ging viral

Behauptung: Eine Frau behauptet auf TikTok, dass ein 16-jähriger russischstämmiger Flüchtlingshelfer an einem Bahnhof in Euskirchen von ukrainischen Flüchtlingen zusammengeschlagen worden sei. Später sei der Junge an seinen Verletzungen gestorben.

DW-Faktencheck: Falsch.

Die Behauptung ist falsch, wie unser Faktencheckvideo aufzeigt. Die zuständige Polizei in Bonn bestätigte: In Euskirchen hat es kein Verbrechen dieser Art gegeben. Zudem entschuldigte sich die Frau später mit einem weiteren Video, sie sei von einem Bekannten getäuscht worden.

Nein, diese Videos Putin und Selenskyi sind nicht echt

Behauptung: In einem Video verkündet Wolodymyr Selenskyj angeblich die Kapitulation der Ukraine. In einem anderen Video verlautbart Wladimir Putin angeblich den Frieden mit der Ukraine.

DW-Faktencheck: Falsch.

Unsere Videoanalyse zeigt: Bei beiden Videos handelt es sich um sogenannte Deepfakes. Sie wurden nachweislich manipuliert. Dabei kamen offenbar Technologien von maschinellem Lernen bzw. künstlicher Intelligenz zum Einsatz, die die Manipulation der Videos möglich machten.

Nein, Präsident Selenskyi hat Kiew nicht verlassen

Behauptung: Der Sprecher der russischen Staatsduma, Wjatscheslaw Wolodin, sagte, dass Selenskyj schon Ende Februar geflohen sei. Seitdem wiederholen Internetnutzer diese Behauptungen immer wieder.

DW-Faktencheck: Falsch.

Immer wieder wird fälschlicherweise behauptet, Wolodymyr Selenskyj habe Kiew verlassen. Unser Faktencheckvideo zeigt, dass Selenskyi immer wieder nachweislich in Kiew zu sehen ist.

Doch, dieser CNN-Bericht entstand in Lwiw

Behauptung: Ein CNN-Reporter berichtet live von einem Treibstoff-Lager nahe Lwiw, das nach einem russischen Raketenangriff in Flammen steht. User behaupten: Die Bilder seien fake. Denn ein Feuerwehrmann trägt eine Jacke mit der Aufschrift "Edmonton". Es handle sich daher nicht um Bilder aus der Ukraine.

DW-Faktencheck: Falsch.

In unserem Faktencheck-Video zeigen wir: Die Bilder sind authentisch. 2017 spendete die Feuerwehr von Edmonton 600 Feuerschutzanzüge und weitere Ausrüstung an die Ukraine. Deswegen tragen die Feuerwehrleute kanadische Anzüge. Dies bestätigte der Leiter des Projekts "Firefighter Aid Ukraine", Kevin Royle, im DW-Interview.

Nein, diese Explosion ereignete sich in Beirut, nicht in Charkiw

Behauptung: Eine TikTokerin zeigt in ihrem Video eine gewaltige Explosion, die sich angeblich in Charkiw ereignet habe. Auf Facebook wird das gleiche Video geteilt - hier soll es aber die Bombardierung des ukrainischen Hauptquartiers zeigen.

DW-Faktencheck: Falsch.

In unserem Faktencheck-Video klären wir auf: Das Material stammt aus dem Libanon und zeigt die gewaltige Explosion im Hafen von Beirut 2020. Ein Direktvergleich der Videosequenzen macht die Kopie deutlich.

Nein, dieses Foto zeigt Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko nicht an der Front

Behauptung: Ein Foto von Klitschko geht in den ersten Kriegstagen viral, das zeigen soll, wie er sein Land an der Frontlinie verteidigt.

DW-Faktencheck: Falsch.

In unserem Faktencheck-Video zeigen wir, wie wir durch eine Bilderrückwärtssuche herausfinden: Das Bild ist bereits ein Jahr alt - und wurde damals von Klitschko selbst auf Instagram gepostet. Es zeigt ihn bei einer Übung mit ukrainischen Reservisten.

Nein, dieses Video zeigt keine "lebenden Leichen" in Butscha

Behauptung: Russlands Regierung und pro-russische Accounts behaupten, grauenhafte Tötungen und Aufnahmen von Leichen in Butscha nahe Kiew seien inszeniert. Ein Video von Butscha soll zeigen, wie sich zwei angebliche Leichen bewegen.

DW-Faktencheck: Falsch.


Video: Baerbock: Kriegsverbrechen dürfen nicht zur Normalität werden (AFP)

Video wiedergeben

Unsere Videoanalyse zeigt, dass sich die Leichen in dem Video nicht bewegen. Auch die Analysen anderer Medien bestätigen die Verbrechen in Butscha.

Leichen liegen auf einer Straße im ukrainischen Butscha. Einige Internetnutzer behaupten fälschlicherweise, dass sich zwei Leichen noch bewegen würden. © Zohra Bensemra/REUTERS Leichen liegen auf einer Straße im ukrainischen Butscha. Einige Internetnutzer behaupten fälschlicherweise, dass sich zwei Leichen noch bewegen würden.

Warum die Replik der Gewichtheberin Maryana Naumowa an Arnold Schwarzenegger falsch ist

Provided by Deutsche Welle © Provided by Deutsche Welle Provided by Deutsche Welle

Behauptung: In einem vom russischen Außenministerium veröffentlichten viralen Video behauptet die Gewichtheberin Maryana Naumowa, dass die Ukraine von Neonazis "unterjocht" sei und Russland keine Zivilisten angreife.

DW-Faktencheck: Falsch.

Unser Faktencheck zeigt: Maryana Naumowa richtet sich mit einer Reihe von Falschaussagen gegen den Appell von Arnold Schwarzenegger. Ihre Argumentation reiht sich ein in die Linie der staatlichen Propaganda Russlands und entbehrt an entscheidenden Stellen jeder faktischen Grundlage.

Setzt Russland in der Ukraine "Butterfly Mines" ein?

Provided by Deutsche Welle © picture-alliance/ dpa Provided by Deutsche Welle

Behauptung: Laut verschiedenen Medienberichten und Social-Media-Posts verwendet Russland sogenannte "Butterfly Mines". Sie sehen aus wie Spielzeug und sind daher vor allem für Kinder gefährlich.

DW-Faktencheck: Unbelegt.

Unser Faktencheck zeigt: Es liegen bislang keine belastbaren Beweise für den Einsatz von "Butterfly mines" in der Ukraine vor.

Nein, dieses emotionales Abschiedsvideo von ukrainischen Soldaten stammt nicht aus dem Krieg

Behauptung: Ein virales Video soll zeigen, wie sich ukrainische Soldaten von ihren Frauen verabschieden und in den Krieg ziehen.

DW-Faktencheck: Falsch.

Immer wieder werden Filmszenen als echte Videos dargestellt. Unser Faktencheck zeigt, welcher Film diesmal dahinter steckt und warum die hunderttausendfach angeschauten Videos nichts mit dem aktuellen Krieg in der Ukraine zu tun haben.

Nein, dies sind keine Kriegsbilder, sondern Star-Wars-Werbematerial

Provided by Deutsche Welle © DrEliDavid/Twitter Provided by Deutsche Welle

Behauptung: Der israelische Sender Channel 13 News verwendete eine kurze Videosequenz, die angeblich Zerstörung in der Ukraine zeigen soll.

DW-Faktencheck: Falsch.

Der Sender hat hier offenbar nicht genau hingeschaut, woher die verwendeten Bilder stammen. Bei dem Video handelt es sich nicht um Bilder aus der Ukraine, sondern tatsächlich um ein Star Wars-Video, wie unser Faktencheck zeigt.

Nein, die Ukraine hat diesen Krieg nicht begonnen

Behauptung: Russland habe den Krieg nicht begonnen, sondern die Ukraine, behauptet Marija Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums, und verweist auf den seit 2014 andauernden Konflikt. Zudem behauptet Sacharowa, die Ukraine habe die "systematische Vernichtung der Bevölkerung im Donbass" geplant.

DW-Faktencheck: Falsch.

Unser Faktencheck erläutert, warum die Behauptung von Marjia Sacharowa, die Ukraine habe den Krieg begonnen, nicht stimmt. Die Russische Föderation annektierte die Halbinsel Krim 2014 widerrechtlich, was international nicht anerkannt wird. Am 24. Februar 2022 griff Russland die Ukraine im Norden, Nordosten und über die Krim-Halbinsel im Süden an und initiierte so einen Krieg zwischen Russland und der Ukraine.

Nein, dieser Mann ist nicht das erste amerikanische Opfer des Ukraine-Krieges

Tweets zum angeblichen Tod eins CNN-Journalisten bzw. Aktivisten © Twitter/joshallanmpls2 Tweets zum angeblichen Tod eins CNN-Journalisten bzw. Aktivisten

Behauptung: Ein angeblicher CNN-Account meldet auf Twitter den Tod eines US-Aktivisten in der Ukraine. Der Post geht viral - auch weil dieselbe Person angeblich bereits in Afghanistan gestorben sei. Aber die Geschichte ist ein Fake.

DW-Faktencheck: Falsch.

Für unseren Faktencheck fragten wir CNN an. Ein CNN-Sprecher betonte auf DW-Anfrage, dass "die Bilder, die Posts, die damit zusammenhängenden Stories und auch Social-Media-Accounts, die die Tweets veröffentlicht haben, alle fake" seien. Über eine Bilderrückwärtssuche fanden wir die eigentliche Person hinter den verwendeten Fotos: ein Youtuber aus den USA.

Nein, Polen schickt keine Kampfjets in die Ukraine

Behauptung: Die ukrainische Luftwaffe behauptet, dass sie künftig zu "Kampfaufgaben" von polnischen Flughäfen aus starten könne.

DW-Faktencheck: Irreführend.

Unsere Recherchen zeigen: Die Behauptung der ukrainischen Luftwaffe, dass sie künftig mit Jets zu Kampfaufgaben aus Polen starten könnte, ist nicht korrekt. Dies käme einem Kriegseintritt der NATO gleich, erklärt ein Experte.

Nein, diese Bilder zeigen nicht den "Geist von Kiew"

Behauptung: Ein ukrainischer Kampfpilot soll sechs russische Flugzeuge abgeschossen haben und wird dafür in den sozialen Netzwerken als Kriegsheld gefeiert. Dabei werden auch angebliche Bilder von ihm gezeigt.

DW-Faktencheck: Falsch.

Unser Faktencheck zu vielen Videos und Fotos zeigt: Die meisten Bilder, die im Zusammenhang mit dem "Geist von Kiew" gepostet wurden, sind Fakes. Auch das ukrainische Verteidigungsministerium äußerte sich zu den Falschbehauptungen.

Nein, diese Explosion zeigt keinen Anschlag auf die Ukraine

Behauptung: Ein TikTok-Video zeigt eine gewaltige Explosion. Diese soll angeblich einen Anschlag in der Ukraine einen Tag vor der Invasion durch die russische Armee zeigen.

DW-Faktencheck: Falsch.

Unser Faktencheckvideo zeigt: Die Explosion ereignete sich schon 2021 in der sibirischen Stadt Nowosibirsk und zeigt dort eine Tankstelle, die Flammen aufgeht.

Nein, dieses Video zeigt keine Fallschirmspringer-Operation in der Ukraine

Behauptung: Ein Moderator des Fernsehsenders der "Bild"-Zeitung erklärt, dass ein Video zeige, wie Hunderte von russischen Soldaten per Fallschirm über dem ukrainischen Charkiw abspringen.

DW-Faktencheck: Falsch.

In unserem Faktencheck erläutern wir: Das Video stammt nicht aus dem Ukraine-Krieg. Es wurde bereits 2016 unter anderem bei Facebook veröffentlicht. Es zeigt offenbar russische Fallschirmjäger bei Trainings in Russland.

Nein, diese Jets fliegen nicht über der Ukraine

Behauptung: Ein Video auf Twitter zeigt laut dem Urheber die "Live-Übertragung des Krieges in der Ukraine". Zu sehen ist eine Formation von Kampfjets, die bedrohlich nahe über ein Stadtgebiet fliegt.

DW-Faktencheck: Falsch.

Unser Faktencheck deckt auf: Das Video zirkulierte bereits 2020 im Netz und zeigt eine Flugshow im Norden von Moskau.

Nein, dies sind keine Kampfszenen, sondern ein Computerspiel

Behauptung: Kampfhandlungen zwischen der Ukraine am Boden und Russland in der Luft - das zeigt angeblich ein virales Video im Netz.

DW-Faktencheck: Falsch.

In unserem Faktencheck klären wir auf: Die Bilder stammen aus dem Computerspiel "Arma 3" - nicht das erste Mal, dass solche Spielsequenzen als angeblich echte Kampfbilder gepostet werden.

Nein, hier feiern keine russischen Soldaten den Kriegsbeginn

Behauptung: Ein virales Video in den sozialen Netzwerken soll zeigen, wie tanzende russische Soldaten feiern, kurz bevor sie in den Krieg in der Ukraine ziehen.

DW-Faktencheck: Falsch.

Unser Faktencheck zeigt: Das Video ist von 2018 und stammt auch nicht aus Russland. Es zeigt eine Kapelle des usbekischen Militärs bei einem Konzert in der U-Bahn der Hauptstadt Taschkent.

Warum Putins Kriegsgründe falsch sind

Während seine Truppen die Ukraine angreifen, versucht Wladimir Putin die Invasion zu begründen: Russland müsse sich "verteidigen", einen "Genozid" stoppen und die Ukraine "entnazifizieren".

Unser Faktencheck analysiert zahlreiche Behauptungen Putins und zeigt: Seine Behauptungen sind vielfach falsch oder irreführend. Ein Verteidigungsfall liegt nicht vor, Russland führt einen Angriffskrieg in der Ukraine.

Warum Putins Aussage, die Ukraine sei "von Russland erschaffen" falsch ist

Behauptung: Wladimir Putin behauptet in einer TV-Übertragung, die moderne Ukraine sei von Russland begründet worden und habe nie stabile Traditionen echter Staatlichkeit gehabt.

DW-Faktencheck: Falsch.

In unserem Faktencheck klären wir mit Experten, warum Putins Aussagen falsch beziehungsweise irreführend sind. Die moderne Ukraine ist insofern nicht von Russland "erschaffen" worden, als dass bereits vor der Einnahme durch die Rote Armee 1920 für circa zwei Jahre ein eigenständiger ukrainischer Nationalstaat existierte, die Ukrainische Volksrepublik. Diese war Frucht ukrainischer Unabhängigkeitsbestrebungen im Russischen Kaiserreich, in das die Gebiete der heutigen Ukraine zum großen Teil bis zu dessen Zerfall 1917 eingegliedert waren.

Autor: Kathrin Wesolowski

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