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Wahlen in der Türkei: „Erdogan zu besiegen ist leicht!“

FR-Logo FR 23.03.2023 Gerd Höhler
Kiliçdaroglu hat viele Anhängerinnen und Anhänger. In der jüngsten Umfrage des Instituts ORC von Mitte März kommt Kilicdaroglu auf 53,1 Prozent. Erdogan liegt bei 42,3 Prozent. © IMAGO/ZUMA Wire Kiliçdaroglu hat viele Anhängerinnen und Anhänger. In der jüngsten Umfrage des Instituts ORC von Mitte März kommt Kilicdaroglu auf 53,1 Prozent. Erdogan liegt bei 42,3 Prozent.

Wahlen in der Türkei: „Erdogan zu besiegen ist leicht!“

Türkischer Oppositionskandidat Kiliçdaroglu sieht sich vor Wahlerfolg.

Ein alter Mann sitzt am Küchentisch. Er hat schütteres Haar und trägt eine altmodische runde Goldrandbrille. Im Hintergrund sind Küchenmöbel und ein Gasherd aus dem vorigen Jahrhundert zu erkennen. Die Szene wirkt wie ein Bild aus längst vergangenen Tagen. Aber es geht um die Zukunft der Türkei. Der Mann ist Kemal Kilicdaroglu. Der 74-Jährige tritt bei der Präsidentenwahl am 14. Mai als gemeinsamer Kandidat von sechs Oppositionsparteien gegen dem Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan an.

In einem Twitter-Video, das er in seiner Wohnküche aufgenommen hat, entwarf Kilicdaroglu jetzt seine Vision. „Wir werden Erdogan besiegen, das ist das leichteste unserer Ziele“, sagte er. „Aber wir haben uns viel mehr vorgenommen: Wir werden den Staat wiederaufbauen und den Menschen die Freude am Leben zurückgeben. Wir werden finanzielle und demokratische Stabilität zurückbringen – kurz gesagt: Wir werden die Türkei wieder aufs Gleis setzen“, versprach Kilicdaroglu. „Türken, Kurden, Sunniten, Alewiten, Frauen mit Kopftuch und solche ohne, Rechte und Linke sollten sich zu diesem Ziel vereinen“, appellierte Kilicdaroglu. „Gemeinsam werden wir gewinnen, liebe Mitbürger“, schloss er seine Rede.

Rückschläge für Staatschef

Das ist kein Wunschdenken. In der jüngsten Umfrage des Instituts ORC von Mitte März kommt Kilicdaroglu auf 53,1 Prozent. Erdogan liegt bei 42,3 Prozent. Die Chancen des Herausforderers haben sich noch einmal deutlich verbessert, seit die pro-kurdische Partei HDP diese Woche ankündigte, sie werde keinen eigenen Kandidaten aufstellen. Das war eine indirekte Wahlempfehlung für Kilicdaroglu. Das Wählerpotenzial der HDP liegt bei zehn bis zwölf Prozent. Erdogan ist unterdessen auf der Suche nach Verbündeten, die ihn bei der Wahl unterstützen sollen. Bereits 2018 alliierte er sich mit der neofaschistischen Partei MHP, um seine Parlamentsmehrheit zu sichern. Ein Versuch, jetzt auch die islamistisch-rechtsgerichtete Neue Wohlfahrtspartei (YRP) an Bord zu holen, scheiterte aber am Montag. Das Bündnis wäre für Erdogan wichtig gewesen, weil die YRP in Zentralanatolien gut vernetzt ist.

Das war nicht der einzige Rückschlag. Diese Woche scheiterte der Versuch, Mehmet Simsek in die Regierung zurückzuholen. Der international angesehene Ökonom war ab 2009 Erdogans Finanzminister und von 2015 bis 2018 Vizepremier. Seine Rückkehr wäre angesichts der Wirtschafts- und Währungskrise, in der sich die Türkei befindet, ein gutes Signal an die internationalen Finanzmärkte und die heimische Wirtschaft gewesen. Aber Simsek gab Erdogan einen Korb.

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