Neonazi-Pärchen wollte komplette US-Stadt „in Schutt und Asche legen“
Neonazi-Pärchen wollte komplette US-Stadt „in Schutt und Asche legen“
Ein bekannter Neonazi und seine Partnerin planen, Baltimore zu zerstören. Die FBI kommt den beiden auf die Schliche und spricht von einer „echten Bedrohung“.
Baltimore – In den USA haben ein Neonazi sowie seine Partnerin offenbar mehrere Anschläge auf Umspannwerke im Umkreis von Baltimore geplant. Wie den Dokumenten des US-Bundesgerichts zu entnehmen ist, sei das Ziel gewesen, die Millionenstadt „vollständig zu zerstören“. Der Auffassung des Justizministeriums zufolge wurde der Plan von rassistisch motivierten, extremistischen Überzeugungen angetrieben – angeklagt wurden Brandon Russell und Sarah Clandaniel wegen Verschwörung zur Beschädigung von Energieanlagen.
Russell, Gründungsmitglied und Anführer der Neonazi-Terrorgruppe „Atomwaffen Division“, wurde erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassen, nachdem er eine Haftstrafe für den Besitz von Sprengstoff verbüßt hatte. Dort habe er seine Freundin Sarah Clendaniel kennengelernt, die eine Haftstrafe für eine Reihe bewaffneter Überfälle auf Lebensmittelgeschäfte in Maryland verbüßte. Seitdem hätten die beiden ständigen Kontakt gehalten.
„Sie haben sich verschworen, um dem Stromnetz größtmöglichen Schaden zuzufügen“, sagte Tom Sobocinski, Leiter der FBI-Außenstelle in Baltimore, am Montag (6. Februar) auf einer Pressekonferenz. „Die Angeklagten haben nicht nur geredet, sondern auch Schritte unternommen, um ihre Drohungen wahrzumachen und ihre extremistischen Ziele zu verfolgen.“ Expert:innen warnen bereits seit geraumer Zeit vor entsprechenden Anschlagsplänen der rechtsextremen US-Szene.
„Kaskadenartiger Ausfall“ der Umspannwerke: Baltimore sollte „in Schutt und Asche“ fallen
Nach ihren jeweiligen Entlassungen auf Bewährung hätten die beiden einen Plan ausgetüftelt, um kritische Infrastrukturen im Staat Maryland anzugreifen. In den Gerichtsdokumenten befinden sich auch Fotos, die die Angeklagten in einer Totenkopfmaske sowie mit taktischer Ausrüstung des Militärs zeigen, verziert mit Hakenkreuzen. Russell hat den Dokumenten zufolge Verbindungen zu kritischen Infrastrukturen geteilt und Umspannwerke ausgekundschaftet, die bei parallel laufenden Angriffen einen „kaskadenartigen Ausfall“ verursachen sollten.
Zu den fünf Umspannwerken, die angeblich angegriffen werden sollten, gehörten Norrisville, Reisterstown und Perry Hall, heißt es in der Klage. „Es würde wahrscheinlich die ganze Stadt in Schutt und Asche legen, wenn wir das erfolgreich tun könnten“, soll Clandaniel in einem Gespräch mit einem FBI-Informanten gesagt haben.
„Ihre Aktionen bedrohten die Stromversorgung und die Wärmeversorgung unserer Häuser, Krankenhäuser und Unternehmen“, sagte FBI-Agent Sobocinski. „Das FBI glaubt, dass dies eine echte Bedrohung war.“
Angebliches Neonazi-Manifest: „Würde alles für mein Volk opfern“
Das FBI erhielt auch ein Dokument, das angeblich von Sarah Clendaniel verfasst wurde und laut den Behörden einem Manifest ähnelt. Darin soll sie sich auf Adolf Hitler, den Unabomber Ted Kaczynski und den norwegischen Rechtsterroristen Anders Behring Breivik beziehen. „Wenn dies ins Internet gestellt wird, kann ich nur hoffen, dass einige meiner Pläne zumindest teilweise erfolgreich waren“, heißt es darin. „Ich würde alles für mein Volk opfern, um nur eine Chance zu haben, dass unsere Sache erfolgreich ist“, schrieb die mutmaßliche Autorin weiter.
Der in Florida ansässige Brandon Russell hatte laut den Behörden gemeinsam mit seinen Mitbewohnern einen Anschlag auf dortige Energieanlagen geplant. Die angebliche Verschwörung wurde bereits im Jahr 2017 im Zuge von Ermittlungen aufgedeckt, als Russells Mitbewohner von Devon Arthurs – einem 18-jährigen Neonazi – ermordet worden war.
Im Südstaat Florida soll sich eine Großzahl der US-amerikanischen Mitglieder der Neonazi-Gruppe „Atomwaffen Division“ konzentrieren. Dies geht aus einem Bericht des Rolling Stone hervor.
Ermittlungen des FBI: Mutmaßliche Terrorist:innen bleiben weiter in Haft
Wie auch seine Partnerin Sarah Clendaniel soll Brandon Russell seit geraumer Zeit in Kontakt mit einer FBI-Quelle gestanden haben – das Justizministerium spricht von „mindestens Juni letzten Jahres“. Russell, der im Internet das Pseudonym „Homunculus“ genutzt haben soll, habe sich gegenüber der Quelle im Jahr 2022 mehrfach über Angriffe auf kritische Infrastrukturen in den USA geäußert.
Clendaniel, die unter den Benutzernamen „Nythra88“ und „Kali1889“ aufgetreten sein soll, soll dem Informanten gesagt haben, sie wolle „etwas Sinnvolles tun“, bevor sie an einer unheilbaren Krankheit stirbt, und bei der Beschaffung von Schusswaffen helfen. Sie und Russell sollen mindestens seit 2018 miteinander korrespondiert haben.
Die juristische Aufarbeitung des Falls dürfte noch Monate in Anspruch nehmen. Am Montag beantragte die US-Regierung, Clendaniel weiterhin in Untersuchungshaft zu behalten. Eine vorläufige Anhörung in ihrem Fall ist für den 15. Februar angesetzt – wie CNN berichtet, wird bei künftigen Gerichtsterminen ein Geständnis der Angeklagten erwartet. Russell wird bis zu weiteren Anhörungen ebenfalls in Haft bleiben. Sein Fall wurde an den Staat Maryland übergeben. (nak)