Infanterieschule Hammelburg - Bundeswehr-Offizier kollabiert und stirbt - Staatsanwaltschaft ermittelt
Ein Offizier des Deutschen Heeres ist am Freitagnachmittag im Krankenhaus gestorben. Der Mann war zuvor in der Infanterieschule in Hammelburg kollabiert. Das bestätigte Oberstleutnant Timo Schmidt FOCUS online auf Nachfrage. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft Schweinfurt.
Staatsanwaltschaft untersucht Tod eines Soldaten bei Übung
Die Staatsanwaltschaft Schweinfurt untersucht den Tod eines Soldaten bei einem Einzelkämpferlehrgang an der Infanterieschule im bayerischen Hammelburg. Dazu habe das Amtsgericht Schweinfurt auf Antrag eine Obduktion angeordnet, teilte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit.
„Es handelt sich um ein Todesermittlungsverfahren, das der Aufklärung der Umstände dient, die zum Tod geführt haben. Ein Tatverdacht gegen eine bestimmte Person oder auch gegen Unbekannt ist damit nicht verbunden“, hieß es weiter. Der Offizier war am Donnerstag der vergangenen Woche kollabiert und am Tag darauf in einem zivilen Krankenhaus gestorben.
Bundeswehr-Offizier stirbt im Krankenhaus, nachdem er im Dienst kollabierte
Das Deutsche Heer äußerte sich zuvor bereits über Twitter und bekundete sein Beileid: „Unsere Gedanken sind bei den Hinterbliebenen des Verstorbenen.“
Auch Kameraden nahmen unter dem Tweet Abschied. Offensichtlich äußerten sich auch ein Bekannter des Verstorbenen zu dem Vorfall. Twitter-User „Calluna Vulgaris“ schreibt: „Ruhe in Frieden, mein alter Freund. Ich bin unendlich dankbar für die wunderbare Zeit, die wir zusammen hatten auf diesem Planeten.“
Bundeswehr-Oberstleutnant bestätigt Vorfall und hält sich bedeckt
Die Bundeswehr hält sich zu dem Vorfall bislang bedeckt. Momentan liefen „Untersuchungen“, sagte Oberstleutnant Timo Schmidt zu FOCUS online. Es sei „etwas Schlimmes“ passiert, so Schmidt weiter. Und zwar „unabhängig, ob im Alltag oder im Dienst“. Im Heer habe der Vorfall Emotionen ausgelöst, es sind „Menschen betroffen“.
Eine genaue Einordnung konnte und wollte der Oberstleutnant zu dem Todesfall aber nicht geben. Bevor keine Ergebnisse der Untersuchungen vorlägen, sei es reine „Spekulation“ und es sei zu früh auf „irgendetwas Rückschlüsse“ zu ziehen.
Zudem sei es der Bundeswehr wichtig, die Persönlichkeitsrechte zu wahren. Es bleibt somit unklar, wann und warum der Offizier im Dienst plötzlich kollabierte.
In der Infanterieschule dienen 1650 Soldaten und werden zu Offizieren ausgebildet
In der Infanterieschule in Hammelburg dienen 1650 Soldaten. „Der Ausbildungsschwerpunkt liegt auf der Führerausbildung der Infanterie. Das Ziel ist es, angehende Soldaten zu militärischen Führern, Ausbildern und Erziehern zu formen. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf der Orientierung an Einsatzerfordernissen und Erfahrungen sowie der Befähigung zum Kampf“, heißt es von der Bundeswehr.
Bei welcher Übung der Offizier zusammenbrach, wird öffentlich derzeit nicht kommuniziert. Auch nicht, ob es zuvor erste Anzeichen für eine Schwächung des Soldaten gab. Die Anforderungen dürften aber hoch sein, schließlich „werden Offiziere und Unteroffiziere der Infanterie des Heeres und der Luftwaffensicherungstruppe sowie Marineschutzkräfte ausgebildet“.
Etliche Vorfälle von Bundeswehr-Soldaten, die kollabieren
In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu ähnlichen Vorfällen bei der Bundeswehr. Am 20. Juli dieses Jahres sackten etliche Rekruten bei einer Gedenkveranstaltung zusammen, da sie Kreislaufprobleme hatten. Einige Soldaten konnten sich bei über 30 Grad und Sonne nicht mehr auf den Beinen halten. Insgesamt hatten 28 Rekruten Kreislaufprobleme.
Im Jahr 2017 starb ein junger Soldat bei einem Fußmarsch in Munster. Eine Bundeswehr-Ausbilderin musste daraufhin im Jahr 2019, nach einem Verfahren des Amtsgerichts Soltau, eine Geldstrafe zahlen - wegen fahrlässiger Körperverletzung. Der betroffene 21-Jährige Soldat und drei weitere Offiziersanwärter waren damals während einer Ausbildungszeit bei Hitze kollabiert. Die Männer mussten ins Krankenhaus, der 21-Jährige starb zehn Tage später.
Wieviele Fälle es in den letzten fünf Jahren bei der Bundeswehr in der Art gegeben habe, konnte Oberstleutnant Schmidt FOCUS online nicht beantworten. Es sei unklar, ob es dazu „überhaupt Statistiken“ gebe.
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